Hospitalgeschichte
In der ehemaligen Wohnstube der Hospitaliten - so nannte man Bewohner eines Hospitals - befindet sich jetzt eine Ausstellung zur Stadt-, Vereins- und Regionalgeschichte. Früher diente dieser Raum dem Aufenthalt, bot Platz zu Arbeiten wie Spinnen, Besen binden usw. und war jahrhundertelang der einzige heizbare Raum des Hauses. Wie begehrt ein warmer Platz am Ofen war, macht die Tatsache deutlich, dass seine Nutzung durch mehrere Paragraphen eines Statuts geregelt wurde.
Das spätmittelalterliche Hospitalensemble Ellrich wurde außerhalb der Stadtmauer sowie unterhalb des Galgenberges an einem Handelsweg nach Nordhausen errichtet. In eine begrenzende Mauer zur Straße hin war der sogenannter „Almosenkasten“ eingelassen.
Noch heute besteht das Hospital St. Spiritus aus zwei Fachwerkhäusern und einer kleinen Kirche, der Hospitalkirche.
Während eines der Gebäude vom städtischen Kindergarten genutzt wird, beherbergt das zweite Gebäude mit seinem reichlichen Nebengelassen das Stadtmuseum.
Die Hospitalkirche wird als Kirche nicht mehr genutzt. In diesem Gebäude kann man sich standesamtlich trauen lassen, Konzerte und andere Veranstaltungen besuchen.
Ein spätgotischer Marienaltar aus dem 15. Jahrhundert ist ein sehenswertes Objekt aus längst vergangener Zeit in dieser Kirche.
Unlängst interessierte sich ein Besucher, Johann Blatzheim aus Radebeul, für die Geschichte dieses Altars. Da nur wenig darüber bekannt war machte er sich auf die Suche nach Erklärungen und Deutungen der Motive auf diesem Altar.
Das Ergebnis seiner Forschung können sie hier als *pdf lesen.
Marienaltar in der Hospitalkirche
Erste schriftliche Hinweise auf ein Statut des Hospitals St. Spiritus sind aus dem Jahr 1590 erhalten. Daraus geht hervor, dass Arme in zwei Häusern „anständig, doch kärglich“ versorgt und ein kleines Vermögen unter Aufsicht des Magistrats von zwei Vormündern verwaltet wurde.
Rund um die Kirche befand sich der Begräbnisplatz für verstorbene Bewohner (Begräbniskosten wurden beim Einzug erhoben).
Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Gebäude-Ensemble um ein sogenanntes Klingelhaus, eine Scheune und das Toilettenhaus. Hinter Friedhof und Klingelhaus, benannt nach seinen Bewohnern (Klingelleute/Almosensammler), war ein Hospitalgarten mit Wiese.
Klingelmänner und eine Klingelmagd zogen mit ihren Kiepen durch das Umland, um Spenden wie Brot, Feldfrüchte, Kleidung sowie Geld zu sammeln. Bis 1875 standen diese Almosensammler im Dienst des Magistrats und lebten mit ihren Familien kostenfrei im Hinterhaus.
Ehemalige „Kammern“, die Scheune sowie das Klingelhaus dienen jetzt als Ausstellungsräume.
Schautafeln zeigen Auszüge aus dem Statut des Hospitals aus dem Jahre 1845 und lassen erahnen, dass Leben und Sterben der Hospitaliten bis ins Kleinste reglementiert waren.
Lebenssituationen der Hospitaliten spiegeln sich im Eingangsbereich des Museums, in einer Wohnkammer, einem Krankenzimmer, dem sogenannten Pestzimmer und einem Raum, der Einblick in das geistliche Leben vermittelt, wieder.